Jenaer Ordnungsbehörden vs. Realität – eine Bestandsaufnahme im Februar 2023

Das neue Jahr geht weiter, wie das alte endete: mit eine Farce.

Es wird in diesen Tagen einmal mehr deutlich, dass sich die Jenaer Polizei samt den Steigbügelhaltern im Ordnungsamt an der aktiven Fanszene des FC Carl Zeiss abarbeitet. Dabei wird immer offensichtlicher, dass die vermeintliche Spieltagsicherheit längst nur noch ein Feigenblatt darstellt. Die Exekutive versucht indes mit aller Macht, die Fans und Ultras der SÜDKURVE zu stigmatisieren. Das Ziel dahinter ist eine mittelfristige Schwächung der Strukturen und das Durchsetzen der wieder offenkundig gewordenen und ideell verankerten Ablehnung der Rückkehr der SÜDKURVE an ihren angestammten Platz im Stadion.

Um ebenjene Rückkehr zu verhindern, ist der Jenaer Polizei scheinbar jedes Mittel recht. Führungspersonen werden bei jeder noch so kleinen Gelegenheit mit Anzeigen, Ordnungswidrigkeiten oder anderen willkürlichen Repressalien konfrontiert und in der Spieltagvorbereitung gilt es aktuell regelmäßig, einen Keil zwischen die Anhänger und die Club-Verantwortlichen zu treiben. Im Dezember führte dieses Vorgehen zu einer Eskalation der Situation und dem schmerzlichen Boykott eines Heimspiels durch die Kurve. Mit den in Kürze anstehenden Spielen gegen den BFC Dynamo, RW Erfurt und Chemie Leipzig wird nun die Repressionsschraube wieder angezogen.

Alles wie Ende 2022? Nicht ganz. Inzwischen wehren sich die FCC-Spieltagverantwortlichen und haben gegen einen Auflagenbescheid („Vollzug des Thüringer Gesetzes über die Aufgaben und Befugnisse der Ordnungsbehörden.“) Widerspruch eingelegt – die einzig richtige und konsequente Antwort auf die bodenlose Angriffspolitik der Polizei.

Vor der Betrachtung aktueller Details möchten wir festhalten, dass wir noch immer auf der rückblickenden Suche nach den Pyrotechnik-Einsätzen im heimischen Ernst-Abbe-Sportfeld sind, auf denen Polizei und Ordnungsamt ihre paranoiden und realitätsfremden Thesen stützen.

Wir begrüßen natürlich dieses entschlossene Entgegensetzen des FCC und wollen deutlich machen, in welchen Punkten Polizei und Ordnungsamt nicht nur über das Ziel hinausschießen, sondern gleichfalls ihre destruktive Politik demaskieren. Wir zitieren den Auflagenbescheid anlässlich des Regionalliga-Spiels FC Carl Zeiss Jena – Berliner FC Dynamo am 19.02.2023:

„In der Vorspielphase:

Die Blöcke A und E sowie deren Zugänge von der „Westplatte“ kommend inkl. zugehörigen vorgelagerten Aufenthaltsbereichen sind vor Spielbeginn auf Pyrotechnik-Depots und potentielle Verstecke für andere verbotene Gegenstände abzusuchen. Hierbei sollen auch speziell für das Aufspüren von Pyrotechnik ausgebildete Hunde zum Einsatz kommen. […] Sollte die Polizei am Spieltag über derlei Spürhunde verfügen, kann der Veranstalter den Einsatz dieser Hunde über die Einsatzleitung anfragen. Über die Nichtverfügbarkeit von Spürhunden ist der Ordnungsbehörde ein Nachweis zu erbringen.“

Was bereits im Dezember absurd klang, klingt heute noch mehr nach realitätsfremder Paranoia. Mitteleinsatz und zu erwartender Ertrag stehen in einem eklatanten Missverhältnis, stattdessen machen derlei Auflagen einen verzweifelten Eindruck.

Weiter heißt es:

„Die Zugangskontrollen sind durch den gewerblichen Sicherheits- und Ordnungsdienst effektiv, sicher und angemessen durchzuführen. Zum kommenden Risikospiel werden diese wie folgt konkretisiert:

– Personen, bei denen keine Anhaltspunkte für das Mitführen pyrotechnischer Erzeugnisse oder sonstiger verbotener Gegenstände vorliegen (z.B. fehlende Zugehörigkeit zu einer Ultrafangruppierung), ist oberflächliches Abtasten der Extremitäten und des Oberkörpers ausreichend. Mitgeführte Taschen sind in Augenschein zu nehmen.

– Personen, bei denen Anhaltspunkte für das Mitführen pyrotechnischer Erzeugnisse oder sonstiger verbotener Gegenstände vorliegen (z.B. Zugehörigkeit zu einer Ultrafangruppierung), sind gründlich zu durchsuchen. Hierfür sind geeignete Voraussetzungen zu schaffen, die die allgemeinen Persönlichkeitsrechte wahren. Mitgeführte Taschen sind ebenfalls sorgfältig zu durchsuchen.“

In diesem Absatz offenbaren die Ordnungsbehörden, was längst nicht mehr verheimlicht werden kann: Stadionbesucher*innen werden in Schubladen gepackt und so gut es geht mittels unterstellter Zugehörigkeit zu selbst entworfenen Gruppen unterschieden. Damit einher gehen unterschiedliche Spielräume für die Wahrnehmung der Persönlichkeitsrechte fernab jeglicher Grundlage. Oder anders ausgedrückt: Nur, weil ein Fan durch Sicherheitspersonal einer scheinbaren Fangruppe zugerechnet wird (wobei alleine optische Merkmale ausschlaggebend sind), wird er anders behandelt und „gründlich durchsucht“.

Wie eine Umsetzung dieser realitätsfremden und zutiefst diskriminierenden Ankündigung aussehen soll, kann nicht beantwortet werden. Die Beamten verantworten damit einen Verstoß gegen Gesetze, zu deren Wahrung sie selbst einen Eid geschworen haben.

Uns ist kein einziges Fußballstadion in hiesigen Gefilden bekannt, in welchem Ordnungsbehörden derart willkürlich und herrisch agieren und dabei eigene Fehler kaschieren oder gar bewusst Eskalationen herbeiführen(Beispiele: Pokalspiel gegen Wolfsburg und Ligaspiel gegen Cottbus).

Wir erwarten eine nüchterne Einordnung der tatsächlichen aktuellen Situation und eine klare Kante gegen behördliche Desorientierung und Willkür. Schluss mit diesem Wahnsinn und der unkritischen Haltung gegenüber Repressionen!

Wir verteidigen den Fußball, unseren Club, das Stadionerlebnis und den Zusammenhalt.

SÜDKURVE BLEIBT!