Strafenpolitik entgegentreten! Vorstand und Geschäftsführung beauftragt!

Im Rahmen der am Samstag (25.11.2023) durchgeführten Mitgliederversammlung unseres FC Carl Zeiss Jena e.V. wurde folgender Antrag mit einer mehr als deutlichen Stimmenmehrheit durch die Mitglieder angenommen.

Antrag: Proaktive Auseinandersetzung und veränderungsorientierte Kritik des FC Carl Zeiss Jena an der Strafenpolitik der Fussballverbände.

Antragstellende: Horda Azzuro

Wortlaut Antrag:

Strafen zünden nicht. Die Mitgliederschaft ruft und fordert die operativ tätigen Gremien und leitenden Angestellten unseres eingetragenen Vereins mittels Beschluss auf, sich fortan nicht nur kritisch mit der Strafen- und Sanktionspolitik der Verbände allgemein und der des Nordostdeutschen Fußballverband im speziellen zu beschäftigen, sondern diese durch aktive und vor allem vernetzte Arbeit zu verändern.

Gemeinsam mit anderen haupt- und ehrenamtlich agierenden Vereinsverantwortlichen im NOFV-Gebiet und im expliziten Austausch mit den angeschlossenen Fanszenen der Vereine soll der ungerechtfertigten, realitätsfremden und insbesondere keiltreibenden Politik beispielsweise in der Bewertung und Sanktionierung von Pyrotechnik Einhalt geboten werden.

Desweiteren rufen wir alle Gremien und angestellten Führungskräfte auf, in diesem Zusammenhang die Förderung einer kritischen Haltung im Kreise der Mitarbeitenden einerseits und eine Auseinandersetzung in der Mitgliederschaft unseres FC Carl Zeiss Jena e.V. andererseits zu forcieren. Ein kritischer und progressiv lösungsorientiert ausgerichteter FC Carl Zeiss muss und kann auf einer breiten Basis stehen.

Zur Begründung:

Waren bis Mitte des Jahres bis zu 20.000 Euro möglich, kann das NOFV-Sportgericht künftig Geldstrafen bis zu 50.000 Euro für einen Einzelfall aussprechen, falls der Ordnungsdienst nicht ausreichend war oder Schiedsrichter attackiert werden. Geisterspiele oder eine Platzsperre bleiben weiterhin möglich.

Woche für Woche wird landauf, landab Pyrotechnik als Folklore-Stilmittel der Fans verwendet. Das Ergebnis ist heute bzw. seit einigen Jahren fast überall das gleiche. Medienvertreter überschlagen sich sowohl in der Live-Berichterstattung als auch in der Nachbereitung – egal ob TV, Radio oder Print. Immer wieder ist von „Randale“ oder „Chaoten“ zu lesen und es wird von „sogenannten Fans“ gesprochen, die das Bild vom ungetrübten Fußballfest aufs Spiel setzen.

Wird auf den Rängen Pyrotechnik eingesetzt, beobachtet man immer wieder die gleichen Reaktionen – nahezu alle Stadionbesucher recken die Köpfe und schauen sich das Spektakel an. Nicht Wenige greifen nach ihrem Telefon oder ihrer Kamera, um das Ganze auf Fotos oder Videos festzuhalten. Einige klatschen, andere schauen mit „leuchtenden Augen“ hin und wieder andere steigen urplötzlich mit in die Gesänge ein. Der Stimmungskern wird auch so etwas lauter. Erst danach kommt die Ernüchterung: „Das kostet doch alles Geld!“. Schnell folgt der Euphorie oder zumindest der Begeisterung ein schaler Beigeschmack. Und genau hier lohnt es sich anzusetzen.

Die Strafenpolitik der Verbände spaltet die Vereine, treibt einen Keil zwischen offizielle Verantwortungsträger und die aktive Fanszene. Das Resultat der immer höher ausgeurteilten Strafen kriminalisiert Pyrotechnik, verkennt aber die Realitäten. Die Wahrheit ist, dass der absolute Großteil der Pyro-Kritik innerhalb der Vereine und Anhängerschaften nicht mit der Wirkung auf Stimmung oder einer vermeintlichen Verletzungsgefahr zusammenhängt, sondern mit der nicht lange auf sich warten lassenden Strafe für den Verein. Dieser falsche Zusammenhang muss endlich gebrochen werden. Wie kann es sein, dass etwas, das von der Mehrheit der regelmäßigen Stadionbesucher mindestens toleriert wird, von Medien und Verbänden ins negative Licht gerückt und mit derart hohen Strafen sanktioniert wird?

Woher nehmen sich die Verbände das Recht, zu entscheiden, was zur Fankultur dazugehören darf und was nicht? Wie lange wollen die Vereine inklusive ihrer Fans und Mitglieder noch zusehen, dass von außen in die Atmosphäre im Stadion eingegriffen und der Zusammenhalt untereinander angegriffen wird?

Verbände sind Kläger, Richter und Henker in einem. Sie wollen Geld wegen eines vermeintlichen Fehlverhaltens, das im Übrigen kein Verein auf dieser Welt verhindern kann. Der FCC darf und sollte sich gemeinsam mit diesbezüglich Verbündeten dafür stark machen, dass es aufhört, dass sich die Verbände auf Kosten der Vereine mit Strafbescheiden die Taschen vollschlagen.

Noch nie sind Strafen ein taugliches Mittel gewesen, um Teile der Fankultur aus den Stadien zu verbannen. Stattdessen profitieren lediglich die Fußballverbände von ihren selbsternannten Regeln. DFB, NOFV und Co. kassieren immer weiter und füllen so weiter ihre Kasse. Wir wollen dieser Strafenpolitik entgegentreten, denn Strafen zünden nicht!

Aus einer Sanktion sollte im Normalfall eine Verhaltensänderung folgen. Der Blick in die Stadien zeigt aber Woche für Woche, dass trotz der Strafen keine Regulierung im Sinne des Verbands stattfindet. Die Fans lassen sich ihre Pyrotechnik nicht verbieten und finden Wege, die Repressionsmechanismen des DFB und der untergeordneten Verbände ins Leere laufen zu lassen und damit auch die Argumentation des Verbands ad absurdum zu führen. Pyrotechnik schadet den Vereinen nicht. Im Gegenteil, es kann sie auch attraktiver machen. Was den Vereinen schadet, ist das Strafenregime der Verbände. Und dieses gilt es, mit einer starken und gemeinsamen Stimme einzureißen.

Die Fanszene des FC Carl Zeiss ist ausreichend vernetzt, um auf dieser Ebene aktiv mitzuarbeiten und eine Bündnis-Arbeit anzutreiben. Wir stehen bereit.

Wir wünschen uns im Sinne des FC Carl Zeiss eine Zustimmung der Mitgliederschaft und eine vom heutigen Tage ausgehende strukturierte und entschlossene gemeinsame Arbeit. Wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht wir alle zusammen?


Vielen Dank!